Ein Meilenstein der Gesundheitsversorgung: Nachlese zum Selbsthilfetag anlässlich „70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad“

Ein Erfahrungsbericht von Teilnehmern der Polio-Selbsthilfe Erzgebirge (RG15) – 01. November 2025

Am 01. November 2025 feierte die Rehaklinik Miriquidi in Thermalbad Wiesenbad ein beeindruckendes Jubiläum: „70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad“. Anlässlich dieser Feierlichkeiten, die gleichzeitig die feierliche Wiedereröffnung des erweiterten und sanierten Kurhauses markierten, veranstaltete die Klinik einen hochkarätigen Selbsthilfetag. Für die anwesenden Patienten und Selbsthilfegruppen, darunter die Polio-Selbsthilfe Erzgebirge, war dieser Tag eine Quelle der Information, des Austauschs und der Inspiration.

Feierlicher Auftakt und ein klares Bekenntnis

Bereits ab 9:30 Uhr füllte sich der neue Kursaal mit Leben. Die Atmosphäre war geprägt von feierlicher Freude und gespannter Erwartung.

Chefarzt Dr. med. Enrico Weidauer und die Chefin der Klinik Frau Ricarda Lorenz eröffneten die Veranstaltung mit einem Grußwort und hießen alle Teilnehmer herzlich willkommen. Sie unterstrichen die historische Bedeutung dieses Tages – die Wiedereröffnung des Kurhauses und das 70-jährige Bestehen der Rehabilitation am Standort Thermalbad Wiesenbad.

70 Jahre Expertise und ein stetig wachsendes Portfolio

Der erste Fachvortrag von Chefarzt Dr. med. Enrico Weidauer trug den Titel: „Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad in langer Tradition für und mit Patienten“.

Mit beeindruckender Tiefe legte Herr Dr. Weidauer dar, wie die Klinik in den vergangenen sieben Jahrzehnten einen immensen Erfahrungsschatz aufgebaut hat. Dabei betonte er immer wieder, dass der Patient stets die Triebkraft der klinischen Entwicklung war und ist. Die Klinik hat ihr Leistungsspektrum stetig erweitert, um den Bedarfen der Patienten gerecht zu werden.

Neben den traditionellen Schwerpunkten wie Poliomyelitis (Kinderlähmung) und Morbus Bechterew, die bereits seit den 50er Jahren zum festen Therapieplan gehören, ist das Portfolio der Erkrankungen im therapeutischen und orthopädischen Bereich gewachsen. Heute bietet die Klinik hochspezialisierte Anschlussheilbehandlungen (AHB) nach orthopädischen Operationen, beispielsweise an Gelenken wie Hüfte und Knie, an. Die Kombination aus langjähriger Erfahrung in der Behandlung chronischer Erkrankungen und der modernen orthopädischen Rehabilitation macht die Klinik zu einem herausragenden Zentrum.

Ein kritischer Hinweis Dr. Weidauers, der uns als Polio-Selbsthilfe besonders wichtig ist: Trotz der langen Expertise der Klinik ist das Wissen über das Post-Polio-Syndrom (PPS) in der breiten Ärzteschaft oft unzureichend. Viele Betroffene bleiben unerkannt. Der Vortrag bestärkte uns in unserem gemeinsamen Anliegen, dieses Thema stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

  • 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad - die Referenten
  • 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad - Andrea Schatz bei ihrem Vortrag
  • Auflockerung der TeilnehmerInnen am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad
  • 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad - Daniel Koller bei seinem Vortrag
  • Teilnehmer aus DD, Berlin, Leipzig zum 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad
  • Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Jana Schmalisch (Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen des DVMB) mit „Selbsthilfe Morbus Bechterew in Bewegung“.
  • Besichtigung am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad mit dem Chefarzt und der Klinikchefin
  • Besichtigung am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad mit dem Chefarzt und der Klinikchefin
  • Besichtigung am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad mit dem Chefarzt und der Klinikchefin
  • Besichtigung am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad mit dem Chefarzt und der Klinikchefin
  • Besichtigung am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad mit dem Chefarzt und der Klinikchefin
  • Blick in den neuen Kulturraum der Klinik am Selbsthilfetag – 70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad

Die Kraft der persönlichen Geschichte

Ein tief bewegender Teil des Programms war der Beitrag von Andrea Schatz (Regionalgruppe 21 Berlin – Polioteam Nord) zum Thema: „70 Jahre Rehaklinik aus Sicht einer langjährig verbundenen Patientin und die Kraft der Selbsthilfe“.

Andrea Schatz, die seit 67 Jahren mit den Folgen der Poliomyelitis lebt, teilte ihre außergewöhnliche Verbindung zu Thermalbad Wiesenbad, wo sie mehr als drei Jahre ihres Lebens in Kur verbrachte. Ihr persönlicher Erlebnisbericht, präsentiert in einem 30-minütigen Video, berührte die Herzen der Zuhörer. Ihre Schilderungen von Kindheit und Kuraufenthalten riefen bei vielen Teilnehmern unmittelbare Wiedererkennung und starke Emotionen hervor. Andrea Schatz zeigte eindrücklich, wie die Klinik in Wiesenbad über Jahrzehnte hinweg nicht nur ein Ort der Therapie, sondern auch der Begegnung und der Gemeinschaft war.

Selbsthilfe im Wandel und das Thema Barrierefreiheit

Daniel Koller (Vorstandsmitglied Bundesverband Poliomyelitis e. V.) beleuchtete anschließend das Thema „Selbsthilfe im Wandel“.

Herr Koller skizzierte die Entwicklung der Selbsthilfe von den Anfängen, als sie oft noch ein Akt der „Selbstaufopferung“ war, bis zur heutigen, gesetzlich gestützten Form. Trotz dieser Fortschritte machte er klar: Die anhaltende BarriereUNfreiheit in Deutschland ist eine große Herausforderung. Er betonte, dass die UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen weitaus umfassendere Inklusion vorsieht, als sie in Deutschland derzeit realisiert wird. Sein Vortrag war ein wichtiger Aufruf, nicht nachzulassen im Kampf für eine wirklich gleichberechtigte Teilhabe.

Blick auf Morbus Bechterew in Bewegung

Den Abschluss der Vortragsreihe bildete Jana Schmalisch (Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen des DVMB) mit „Selbsthilfe Morbus Bechterew in Bewegung“.

Der Austausch mit anderen chronisch Kranken ist essenziell. Frau Schmalisch sprach offen über die Herausforderungen des Morbus Bechterew und teilte ihren ermutigenden Weg, mit der Krankheit zu leben. Ihre positive Einstellung und ihre Fähigkeit, die Krankheit mit Humor zu nehmen, fand große Anerkennung. Sie informierte ausführlich über die Arbeit ihres Landesverbandes und lud zur Teilnahme ein.

Ein Hoch auf die Klinik und die neuen Räumlichkeiten

Nach dem informativen Vormittag gab es bei einem hervorragenden Imbiss eine wichtige Gelegenheit zum persönlichen Austausch und Netzwerken.

Zum Abschluss des Tages luden Klinikchefin Frau Ricarda Lorenz und Chefarzt Dr. med. Enrico Weidauer zu einer Führung durch die neuen Räumlichkeiten des Kurhauses ein. Die Teilnehmer konnten den modernisierten Empfangsbereich, die Tourist-Info und den neuen Shop erkunden und sich von den Investitionen in die Zukunft der Klinik überzeugen.

Wir danken dem gesamten Service-Team des Hauses für die exzellente kulinarische Versorgung und die freundliche Betreuung.

Fazit: Ein Tag der Würdigung und des Austauschs

Dieser Selbsthilfetag anlässlich „70 Jahre Rehabilitation in Thermalbad Wiesenbad“ war für alle Beteiligten ein großer Erfolg. Er würdigte die beeindruckende, 70-jährige Arbeit der Klinik und bot den Selbsthilfegruppen eine hervorragende Plattform für Austausch und Information.

Wir gratulieren der Rehaklinik Miriquidi herzlich zu diesem bedeutenden Jubiläum und wünschen uns als Polio-Selbsthilfe Erzgebirge, dass diese wichtige Tradition des Selbsthilfetages in den kommenden Jahren fortgesetzt wird.


Möchten Sie den direkten Kontakt zur Polio-Selbsthilfe Erzgebirge aufnehmen oder sich über das Post-Polio-Syndrom informieren?
Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail.


[Bilder und Textbearbeitung, Videos sind noch in Bearbeitung – René Goldschadt]

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